Zum Internationalen Tag des öffentlichen Strickens am 8.Juni habe ich zu einem virtuellen Treffen ins ZOOM-Studio eingeladen. Thema war die Entwicklung des Reis-Terrassen-Designs. 

Zur Vorgeschichte

Immer im Anschluss an die StrickRausch-Tage gebe ich in Berlin-Schmöckwitz ein Live-Kurs für fortgeschrittene StrickRauscherInnen. Diesmal hatten wir uns Reis-Felder bzw. Reis-Terrassen als Inspirationsquelle ausgesucht. 

 

Der erprobte Umsetzungsweg führt über eine Rasterzeichnung. 
Da die Arbeit mit solch einer Rasterzeichnung recht aufwendig ist, habe ich ausprobiert, ob sich ähnliche Strukturen nicht allein über einen ganz speziellen Genetischen Code strickrauschen lassen. 
 

Fazit

Ja, es geht. Aber so individuell wie über eine Rasterzeichnung lässt sich das Design nicht steuern. Dennoch ist ein recht interessantes, vielfältig einsetzbares Flächenmuster entstanden.
Ein Design, das richtig Spaß macht zu strickrauschen. Und nicht langweilig wird.

Hier nun die bearbeitete

Videoaufzeichnung des virtuellen Treffens vom 8.Juni 2019

Zur schnelleren Orientierung und Hinhüpfen zum Gesuchten nachfolgend die

ergänzte Inhaltsangabe mit Startzeiten im Video.

 

bis 11:40: Small Talk + Überwindung von Technikproblemen

ab 11:47: Inspirationsquelle Reisfelder oder Reisterrassen 

ab 12:58: Zur Arbeit mit den Inspirationsquellen

ab 13:01: Erarbeitung der Strickvorlage von Dana Brandt

ab 13:38: Das Beispiel von Gabi Tippel

ab 14:39: In der Zeit habe ich getestet, ob frau ähnliche Formen nicht einfach durch Zahlencodes erzeugen kann. Ohne Zeichnung. Nur mit einem ganz speziellen Genetischen Code.

ab 15:02: Foto von dem, was ich in der Kurszeit experimentiert habe.

ab 15:15: Mit Diagonalecke. Wer sowas schon mal gestrickt hat, weiß, welche Herausforderungen da drin stecken.

ab 15:29: Das Dunkle, das ja die Abgrenzungen der Terrassen darstellen soll, ist mit einem Bouclé-Garn, gemixt mit einem Baumwoll-Garn, gestrickt.

ab 16:05: Mit diesem Ergebnis bin ich nach Haus gekommen. Und dann hat mir mein Kalender angezeigt, dass am 8.6. „Internationaler Tag des Öffentlichen Strickens“ ist. Und ich eigentlich dazu etwas machen könnte.

ab 16:27: Also bin ich bei mir ins Atelier gegangen und habe mir für mein Vorhaben ein Garn gesucht.

ab 16:55: Und weil solch eine Diagonalecke eine Herausforderung darstellt, habe ich mir gedacht: Machst Du was ohne Ecke. Ich habe also das gleiche Prinzip übernommen. Nur eben ohne Ecke.

ab 17:07: Ich zeige den Anfang und wie naturhaft-geformte Fließfelder entstehen.

ab 17:31: Der Genetische Code: Ich benutze zur Erzeugung von Zufallszahlen einen Würfel, der statt von 1 bis 6 von 7 bis 12 geht. Wer den nicht hat und meinen Genetischen Code genau nacharbeiten möchte, kann einen normalen 1 bis 6 Würfel nehmen und immer 6 hinzuaddieren.

ab 18:14: Nehmen wir mal an, ich würfle die 10. Dann würde ich folgende Zahlenfolge stricken: 10, 9, 8, 7, 6, 5, 4, 3, 2, 1, 1, 1, 1, 1, 1, 1, 1, 1, 1 (10 x die 1)

ab 18:55: Bei gewürfelter 7 würde ich stricken: 7, 6, 5, 4, 3, 2, 1, 1, 1, 1, 1, 1, 1

ab 19:10: Die Feldbreite ist immer das 3fache der gewürfelten Zahl. Wenn ich also 7 gewürfelt habe, dann habe ich als Feldbreite 21 Maschen genommen.

ab 19:26: dadurch entstehen unterschiedlich große Felder.

ab 19:31: Für dieses Beispiel habe ich ein Farbverlaufsgarn mit einem sehr langen Farbverlauf genommen. Das Garn GRADIENT von SCHOPPEL. Nur leider sieht man nicht so deutlich die Fließfelder.

ab 19:49: also bin ich wieder in mein Atelier gegangen und habe mir 3 Knäuel Garn geholt, um das Gleiche mit der 3-Knäuel-Methode zu probieren.

ab 20:09: Die 3-Knäuel-Methode. Unten an der Ecke mit 3 verknoteten Garnen beginnen, und dann eine Reihe (nicht Doppelreihe!) hellblau, eine Reihe dunkelblau, eine Reihe mittelblau. Immer am Rand die letzte Masche verdoppeln. Immer am Rand den Faden wechseln.

ab 20:39: Wenn man aus dem Anfangsdreieck raus ist, dann wartet immer schon am Ende der Reihe der zu wechselnde Faden.

ab 21:05: Wer ein Tuch stricken will, könnte natürlich auch ausprobieren, am Ende jeder Reihe statt 1 beispielsweise 2 Maschen zuzunehmen.

ab 21:31: Nun bin ich aber auf Probleme gestoßen: Bei meinem Ursprungsgestrick habe ich ja nur Vorwärtsfließfelder gestrickt. Damit kam ich aber nun mit meiner 3-Knäuel-Methode nicht klar. Ich hätte immer wieder gleiche Farbzusammenstellungen neben- bzw. übereinander bekommen. Also habe ich eine zusätzliche Furche eingearbeitet, damit die Fließfelder farblich gut voneinander abgesetzt sind.

ab 22:32: Das hat mir aber alles nicht gefallen, also das Ganze noch einmal aufgetrennt.

ab 22:47: Und dann habe ich noch einmal angefangen. Und nun bin ich zufrieden. Ich habe das gleiche Prinzip angewandt, aber grundsätzlich gewechselt zwischen Vorwärts (VFF)- und Rückwärtsfließfeld (RFF). Also immer ein VFF, dann ein RFF, dann ein VFF, dann ein RFF usw. Ganz stur. Völlig unabhängig davon, wie viele Markierungsnadeln von jeder Farbe in der Arbeit stecken.

ab 23:31: Es gibt jetzt noch einige Besonderheiten: Die Vorwärtsfließfelder sind gestrickt wie immer. Ganz normal. Ohne Rüssel. Mitnahmeregel einhalten, so wie du das kennst. Und wie das beim Vorwärtsfließfeld üblich ist, die letzte Reihe als integrierte Furche stricken.

ab 24:32: Und beim Rückwärtsfließfeld wie üblich als Abschluss eine durchgehende Furche stricken. Und damit ist dann auch ein geregelter Farbwechsel gewährleistet.

ab 24:55:Dadurch entstehen ganz automatisch Fließfelder, die den Formen der Reisfelder stark ähneln.

ab 25:09: Es gibt eine Besonderheit: Wenn ich ein Fließfeld stricke, werde ich mit großer Wahrscheinlichkeit auf eine Stelle im vorausgegangenen Fließfeld stoßen, wo durch die vielen 1, 1, 1, … zwischen jeder Masche eine Markierungsnadel steckt. Wie heißt die Regel?: Da wo schon eine Nadel steckt, darf man keine weitere Nadel stecken. Also muss man an solch einer Stelle rüberrutschen. Oder anders ausgedrückt: So lange weiter stricken, bis man wieder eine Nadel stecken kann. > Das macht noch einmal etwas ganz Interessantes mit den Formen.

ab 27:05: Frage von Barbara: „Wenn ich mit Zufallszahlen arbeite, bleibt die Feldbreite gleich oder wird sie auch zufällig ermittelt?“
> Ich: „Nein, ich habe immer das Dreifache der jeweils gewürfelten Zahl als Feldbreite genommen.“

ab 27:30: Frage von Beate: „Würfelst Du für jedes Feld neu?“
> Ich: „Ja, ich würfle für jedes Fließfeld neu, aber nicht für jede DoppelReihe.“

ab 27:44: Das Ganze kann man dann ganz stur stricken. Guck mal, was da für interessante, naturhafte Formen entstehen. Spannend zu stricken und voller Überraschungen.

ab 27:59: Was kann man nun daraus machen? Beispielsweise ein ganz normales Tuch. Irgendwann hören ja auch die Streifen an den Rändern auf, so dominant zu sein.

ab 28:22: Ein Tuch, eine Babydecke, vielleicht auch eine große Decke, bei der du die seit langer Zeit rumliegenden Garne verarbeitest. Und ich kann dir sagen: Dieses Design zu stricken wird nie langweilig. Eine große Decke glatt rechts zu stricken würde bei mir nie fertig werden, weil mir das zu langweilig wäre.

ab 29:14: Ich kann das Foto jetzt schlecht drehen: Aber guckt mal: Das könnte hier die untere Kante und das die hintere Mitte sein. Einer Weste, einer Jacke… Dann würde ich mir auf Kästchenpapier eine Zeichnung machen, damit ich sehen kann, wo das Armloch hinkommt. Ansonsten brauche ich nur immer weiter und weiter zu stricken, bis ich an der unteren Kante auf die Hälfte meines Umfangs komme. Du brauchst da nicht einmal eine Maschenprobe zu machen. Wenn du das richtige Maß für den halben Umfang gestrickt hast, dann an der Kante nicht mehr die letzte Masche verdoppeln, sondern die letzten 2 Maschen zusammen stricken.

ab 30:14: Das Gleiche gilt für einen Schal oder eine Decke: Wenn du, sobald du die richtige Breite erreicht hast, vom Zunehmen zum Abnehmen (immer die letzten beiden Maschen einer Reihe zusammenstricken) übergehst, bekommst du ein Rechteck. Und wenn du auf der richtigen Höhe bist, dann ebenfalls vom Zunehmen zum Abnehmen übergehen.

ab 31:02: Ich finde das immer sehr interessant, wie sich solch ein Desing ist mehreren Schritten entwickelt. Ich habe euch immer vor den Einsen in der Zahlenfolge gewarnt. Weil die Doppelmaschen im Strickbild anders aussehen als die restlichen Doppelmaschen. Dadurch, dass es hier aber so eine Reihung von Einsen gibt, entsteht wieder etwas sehr Interessantes. Wenn man nur 2 oder 3 Einsen strickt, sieht das schnell wie ein Fahler aus. Aber bei diesem Design haben wir ja immer mindestens 7 Einer-Schritte.

ab 32:15: Kerstin schreibt: „Tolle Form. Ich werde das sicherlich ausprobieren, um zu sehen, wie sich das weiter entwickelt.“

ab 32:21: Beate bewundert meine Creativität. Dazu Ich: „In Vorbereitung auf den Kurs „Reisfelder“ haben einige gesagt, dass sie eigentlich keine Lust auf eine Arbeit nach Zeichnung haben. Und da hat mein Unterbewußtsein schon Nächte vorher an der Lösung gearbeitet. Aber ihr seht auch die Entwicklung. Es brauchte mehrere Versuche, bis ein gutes Ergebnis entsteht.

ab 33:27: Bei einem Tuch oder einer Decke mag ich es nicht, wenn man auf der Rückseite die verwebten Anfangs- und Endfäden sieht. Darum macht sich das mit der 3-Knäuel-Methode besser.

ab 34:10: Ich habe mit 4,5er Nadeln gestrickt. So wie es auf der Banderole von GRADIENT von SCHOPPEL drauf steht.

ab 34:29: Ich freue mich: Wir sind gerade 24 Teilnehmerinnen im Zoom-Raum. Und wie viele noch bei Facebook zusehen, kann ich nicht erkennen.

ab 34:45: Sieglinde: „Da müsste man nun also auch so Reisfelder stricken können? Ohne eine Vorlage.“ Ich: Im Prinzip ja. Und ich werde dort auch noch weiter stricken.“

ab 35:17: Und ich habe immer an den Rändern 5 Maschen Niemalsland.

ab 35:31: Setzt Euch heute zum Tag des öffentlichen Strickens auf eine Parkbank. Wenn dann Leute vorbei kommen, die Stricken können, dann werden sie sicherlich neugierig.

ab 36:00: Barbara: „Das Zufallsprinzip mit dem Würfel funktioniert doch auch, wenn ich einen Würfel von 1-6 nehme?“ Ich: „Was machst Du aber, wenn Du eine 1 würfelst? > Dann hast Du ja keine Zahlenfolge. Du könntest aber auch einen normalen Würfel nehmen und addierst dann immer 6 oder 7 oder 8 hinzu.“

ab 36:42: Ansonsten könnt ihr auch übers Internet Zufallszahlen finden. Und man kann die Zufallszahlen auch über eine Exceltabelle erzeugen. Aber das Würfeln hat etwas Sinnliches. Würfeln macht mehr Spaß.

ab 38:00: Wiederholung.

ab 39:47: Ilka: „Fängst Du immer diagonal an?“ Ich: „Ich habe es diagonal probiert. Ich weiß nicht, wie es gerade begonnen aussieht. Aber eigentlich müsste das auch genauso gehen. Das müsstet ihr mal ausprobieren. Ich habe diagonal begonnen, weil ich dann gleich die Schrägen drin habe.“

ab 40:01: Ilka: „wenn ich beispielsweise 300 Maschen aufnehme, dann müsste ich auch einen größeren Würfel nehmen. Damit ich nicht so viele gerade Rippen drin habe.“
> Ich. „Du musst das einfach ausprobieren. Wenn ich mit meinem Dreieck weiter bin, werde ich in der Mitte nur noch einfarbige, nicht gestreifte Flächen haben.“

ab 41:25: Eine Bitte. Wenn ihr etwas ausprobiert, so lasst uns bitte daran teilhaben.

ab 41:41: Ich habe bei dieser Arbeit mit 3 Knäueln GRADIENT gearbeitet. Diese SCHOPPEL-Garne eignen sich besonders gut, weil sie so schöne lange Farbverläufe haben. Man könnte auch unterschiedliche Qualitäten zusammen bringen. Man könnte auch 3 unterschiedliche Farben zusammenbringen. Da ist wieder alles offen.

ab 42:21: Barbara. „Und ich könnte doch auch einen Richtungswechsel vornehmen.“ Ich: „Ja, das geht. Andrea hat im Kurs alle Terrassenstufen mit einem Richtungswechsel gestrickt.“

ab 44:19: Das ist hier so ein richtiger Experimentierpfad.

ab 44:38: Und weil das so einen Spaß gemacht hat, haben wir schon jetzt festgelegt, was wir im nächsten Jahr wieder nach den Strickrausch-Tagen zum Thema machen: Unsere eigene Heimat von oben.

ab 45:28: Karin: „Gibt es das Anleitungsvideo von der Diagonalecke noch irgendwo in der Strickademie?“ Ich: „Ich habe nichts gelöscht. Ich werde nachsehen…“

ab 45:52: Ilka: „Du sagst, Du wechselst immer zwischen Vorwärts- und Rückwärtsfließfeld. Geht es da nach Nadelstand?“ Ich: “ Ich wechsle grundsätzlich. Unabhängig davon wie viel helle oder dunkle Nadeln in der Arbeit sind. Das brauche ich für die Farbwechsel in der 3-Knäuel-Methode.“

ab 47:07: Sieglinde: „Du hast also nur bei der 3-Knäuel-Methode den strengen Wechsel zwischen Vorwärts- und Rückwärtsfließfeldern vorgenommen. Bei den anderen Arbeiten ist das nicht nötig.“
> Ich: „Ja, das ist wirklich nur ein Kompromiss, um mit den Farbaufteilungen gut hinzukommen.“

ab 48:12: Seid ihr jetzt gespannt, das mal auszuprobieren? Was gibt es sonst noch?

ab 48:26: Es waren sehr schöne Strickrausch-Tage. Es gibt jetzt 7 Kursleiterinnen, die zertifiziert sind. Interessant: Die Akademie in Schmöckwitz hatte unlängst einen Besitzer-Wechsel und da hat einiges bei der Bedienung – vor allem aus Personalmangel – nicht geklappt. Was aber das Interessante ist: Wir haben noch nie soviel positive Rückmeldungen bekommen. Wir werden die Lokation vermutlich für die nächsten StrickRausch-Tage nicht wechseln, weil der große Park direkt am Wasser und die größzügigen Arbeitsbedingungen kaum für den Preis in Berlin zu bekommen sind.

ab 50:29: Nächste Jahr wird es wieder die StrickRausch-Tage mit den Vor- und Hinterher-Kursen geben.
Von Montag bis Himmelfahrt-Donnerstag arbeite ich mit den Kursleiterinnen, am Wochenende nach Himmelfahrt (also von Freitag bis Sonntag) finden die StrickRausch-Tage statt und anschließend von Montag bis Mittwoch gibt es wieder einen Fortgeschrittenen-Live-Kurs.

ab 51.49: Abgesang, frohe Pfingsten.

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